zu Karina Reiss' und Sucharit Bhakdis Vortrag "Corona TraumGmbH Kiel" vom 9.9.2020
https://www.youtube.com/watch?v=-QkBJ34-TIA
(5:39) "fehlerhafte" Bilder der letzten Grippewelle: es fehlen leider Zitate, lässt sich so nicht überprüfen, "letzte Grippewelle", nichtmal eine Jahreszahl wird genannt, ich nehme an 2017/2018. (Triage-Zelte, wirklich? Eine kurze Google Recherche bleibt ergebnislos)
(6:16) "gefakte" Klinikfotos, angebliche Bilder aus den USA stammen in Wirklichkeit aus Italien. In diesem Fall ist dankenswerter und löblicherweise ein Zitat angegeben (ein bisschen klein lässt sich aber entziffern).
https://www.mimikama.at/aktuelles/cbs-zeigte-falsche-aufnahmen-aus-einem-krankenhaus/
Dieser Artikel klärt aber auch gleich auf, dass es sich hier um einen kurzen Teaser handelt (ca. 1-3 Sekunden https://youtu.be/3z-9Hm-R6Rw?t=34), dass die Aufnahmen eins zu eins von Sky-News gecopypastet wurde und dass CBS den Fehler als Redaktionsfehler eingestanden und bedauert hat. https://www.washingtontimes.com/news/2020/mar/31/cbs-news-airs-footage-of-overrun-italian-hospital-/
Eine Bildersuche nach "new york march 2020 corona hospital" zeigt meiner Meinung nach, dass es kein mangelndes Angebot an Bildmaterial gab. Es macht keinen Sinn, dass CBS bewusst Bilder faket. Dieses Beispiel zeigt im Grunde also nicht wie behauptet eine Überdramatisierung, sondern eine brauchbare Fehlerkultur, in der Fehler nicht geleugnet werden.
Nimmt man gerechtfertigerweise an, dass Frau Reiss sich mehr Mühe bei der Suche nach geeignetem Bildmaterial für angenommene Video-Fakes gegeben hat, und nun dieses Beispiel sich für dieses Beispiel als eindrucksvollstes entschieden hat, kann man im Umkehrschluss annehmen, dass es kaum problematischere Falschbehauptungen gibt. Im Grunde belegt dieses Beispiel also das Gegenteil von dem, was sie behauptet.
Dass Reiss dennoch dieses Beispiel nimmt, um den Medien ein bewusste Täuschung zu unterstellen, deutet eher darauf hin, dass sie selbst mit diesen Mitteln arbeitet.
(9:27) Vergleich mit Zählung von Reiherenten. Dieser Vergleich taugt nicht, denn die Zahl der Reiherenten mag schwanken, nimmt aber nicht kontinuierlich zu; die Zahl von Covid-Infizierten jedoch schon, wie bei Ausbruch jeder Epidemie.
Es ist richtig, dass mit zunehmender Zahl von Tests die Anzahl an positiven Resultaten zunimmt. Es wird aber ein Schuh draus, wenn man umgekehrt argumentiert, dass insbesondere in der Anfangsphase also viel mehr Infiziert waren als bekannt. Umgekehrt stimmt es aber nicht, dass man nur weniger testen muss und eine Epidemie würde enden. Statistik kann versuchen, die Anzahl an Tests zu kompensieren, aber ohne genauere Kenntnisse über den typischen Verlauf dieser Epidemie ist das nicht möglich. Hätte man von Anfang an mehr Tests gehabt, so hätte man von Anfang an mehr Corona-Infizierte gefunden, wäre das weniger alarmierend gewesen?
Das Reiss einen ungeeignetes und suggestives Bild benutzt deutet darauf hin, dass sie ebenso manipulativ argumentiert, wie sie es den "Medien" vorwirft.
(10:00) rote Kurve: gezählte positiv Tests (Maximum: 36900 in KW14), gelb durchgeführte Tests(ca. 400000 in KW14), blau: "korrigierte Kurve", (Maximum bei 9000 in KW14). Was heißt korrigiert? Ich nehme an, irgendwie im Verhältnis zu den Tests. Aber was heißen hier 9000 positive wenn in der Woche ca. 37000 gezählt wurden, 28000 von ihnen waren doch nicht positiv? Wenn man das ins Verhältnis setzen möchte, hätte man Prozentangaben machen sollen: 37000/400000 = 9,24%. Wie kommt sie aber jetzt auf 9000 als "korrigierter Wert". Mein Verdacht: sie hat die Prozentanzahl mit 1000 multipliziert. Einige weiter Stichproben der Grafik erhärten den Verdacht! Warum aber mit 1000? Das ist ein willkürlicher Wert. Sie hätte auch 10 oder 100 nehmen können, aber dass hätte eine komisch-flache Kurve ergeben, das hätte unglaubwürdig ausgesehen. Aber hätte sie nicht den Wert mit 10000 oder 100.000 multiplizieren können? Sicherlich. Das hätte sogar mehr Sinn ergeben. Immerhin wissen wir ja, das zumindest 37.000 infiziert waren, und viele sind nicht getestet worden, die Zahl muss also (weit) oberhalb des gemessenen Wertes liegen. Der einzige nicht beliebig gewählte Wert, wäre die Multiplikation mit der Anzahl der Bewohner Deutschlands, 80 Millionen. 8% von 80Mio. ergeben in KW14 6,4 Millionen, also rund das 170fache von 37.000. Ihre Behauptung, dass die Kurve nicht exponentiell sei, hätte sie zwar auch mit diesem Multiplikator behaupten können, das hätte aber nicht beruhigend ausgesehen. Aber so, wie sie ist, suggeriert die Kurve fälschlicherweise, es seien statt der siebenunddreißigtausend nur achttausend gewesen Infizierte festgestellt worden. Reiss ist promovierte Chemikerin, keine Amateurin. Sie sollte sich also mit Statistik ausreichend auskennen. Sie hat ganz bewusst keine prozentuale Angabe gemacht, sie hat ganz bewusst willkürlich einen zu niedrigen Multiplikator genommen um zu suggerieren, alles sei halb so wild. Ein weiteres Beispiel, dass sie ganz bewusst Statstiken manipulativ verändert.
Noch aus einem anderen Grund ist diese Darstellung problematisch. Die Anzahl der verfügbaren Tests waren stark beschränkt und sie dienen in erster Linie der Diagnose und nicht der Statistik. Daher wäre es Verschwendung gewesen, die Tests in Städten durchzuführen, in denen kein Corona-Verdacht besteht. Für eine unverfälschte Statistik wäre aber genau das notwendig. Dadurch, dass man die Tests nur in Regionen und bei Patienten durch führt, bei denen schon Corona-Verdacht besteht, sieht der Anstieg viel schwächer aus als bei einem gleichverteilten Test. Auch dies, nehme ich an, hat eine promovierte Chemikerin verstanden. Das sie auch dies verschweigt ist wiederum bewusst manipulativ!
Selbst wenn sie prozentualen Werte angegeben hätte, so wäre das vermutlich keine ehrliche Grafik gewesen. Ich nehme an, dass links mehr Werte verfügbar sind. Um auf eine exponentiellen Verlauf zu testen nutzt man gewöhnlich eine logarithmische Darstellung in einem Bereich in dem noch kein Einfluss genommen wurde (hier Presse und Politik), in der ein exponentieller Verlauf eine Gerade ergibt. (Ich muss mal schauen, ob man an die original-Werte herankommt) Wenn man links mehr Werte hätte, nehme ich an, dass selbst die prozentualen Angaben näherungsweise eine exponentielle Anstieg aufweist.
Soweit ein kleine Auswahl aus den ersten 10 Minuten eines 80 minütigen Vortrags.
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